WienMagazin März/April 2025 - Flipbook - Seite 27
Gourm’Eck
Wissenswertes & Produkte aus der Welt der Kulinarik
AUF INS GRÜNE ZU ERFRISCHENDEN KLASSIKERN!
Mit Mai werden die Tage spürbar länger und die Abende lauer. Die Spargelsaison ist in vollem
Gange, und auch die Maibowle gehört vielerorts zum „Wonnemonat“ wie der Maibaum. Lange
Zeit schien sie etwas in Vergessenheit geraten, die Maibowle, der der aromatische Waldmeister
zu exotischer Attraktivität verhilft.
Waldmeister
Erste Erdbeeren
Waldmeister wächst von April bis in den Juni in Laubwäldern, Geruch und Geschmack des enthaltenen „Cumarin“ wirken vor der Blüte und bei leichter Trocknung sehr intensiv.
Die anregende Wirkung war bereits in mittelalterlichen Klöstern bekannt,
und Überlieferungen berichten, dass Wikinger manches Bier damit aromatisiert hätten. Wahrscheinlich hilft Alkohol, die Aromastoffe gründlich
aus den Blättern zu lösen. Jedenfalls erinnern sich Genießer bei ihrer
frühlingshaften Einkehr an einige Geschichten rund um das „Maikraut“.
Wer Maibowle selbst produzieren will, kann sich an folgende Anleitung
halten:
Mischung im Verhältnis 2 :1 aus Weißwein (2) und halbtrockenem
Schaumwein (1); ein Bündel Waldmeister mit den (angetrockneten) Blättern voran ½ Stunde in den Wein hängen (bittere Stängel bitte nicht eintauchen), dann mit dem Schaumwein aufgießen. Nach Gusto einige frische Früchte
(gerne Erdbeeren) in die Bowle mischen.
Waldmeister
Hat die Maibowle eindeutig saisonale Bedeutung, so bewirbt das umtriebige Marketing der Weinwirtschaft
den G’spritzten als dezent alkoholische Erfrischung für jede Saison.
Es gibt Puristen, die Wein nur unverdünnt trinken, viele lieben ihn
aber „aufgepeppt“ mit Sprudelwasser. Wie’s gefällt, solange die
Qualität nicht leidet – die Kohlensäure wirkt als Geschmacksverstärker und beendet den Genuss sofort, wenn der Wein Fehler hat. Ein
„G’spritzter“ muss mindestens 50 % Wein und 4,5 % Alkohol enthalten. Dabei lässt sich streiten, ob zuerst Wein oder Wasser ins Glas
kommt. Beliebteste Weine sind Grüner Veltliner und Welschriesling.
Ausgeschenkt wird der G’spritzte in Wien und Niederösterreich bei G’spritzter
öwm
„Heurigen“, in der Steiermark in einer „Buschenschank“.
Ja, auch dieses einfach anmutende Feld bietet einigen Raum für kulturhistorische und kulinarische
Forschung. Ein Prost auf die warme Jahreszeit!
Wolfgang Payer
Wien Magazin
27