WienMagazin März/April 2025 - Flipbook - Seite 16
what’s on
what’s
in
vienna
on
ausstellung
NATIONAL
EIN JAHRHUNDERT IN BILDERN.
Die Österreichische Nationalbibliothek nutzt das Jubiläumsjahr 2025 als Anlass
dazu, ihre Besucher_innen zu einem emotionalen Rückblick auf die bewegte Geschichte Österreichs einzuladen. Anhand von Fotografien ausgewählter österreichischer Künstler_innen macht die Jahrhundertschau das Lebensgefühl der Menschen in den Jahren 1925–2025 greifbar. Plakate, Zeitungen, Zeitschriften und
Bewegtbilder aus dem Archiv des ORF ergänzen die Zeitreise und unterstreichen
den Fokus der Ausstellung auf visuelle Medien. Der Mix an Rückblicken aus dem
politischen sowie dem popkulturellen Bereich fordert die Besucher_innen immer
wieder dazu auf, sich an die österreichische Geschichte erinnern und diese zu reflektieren. Denn, wie die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek
Johanna Rachinger bei der Präsentation der Ausstellung treffend festhält: „Die
Dinge können sich sehr rasch verändern.“
Ein Spiegelbild aktueller Diskurse bietet sich mit dem ersten Kapitel der Ausstellung,
welches die Demokratische Republik der Jahre 1925 bis 1934 unter dem Motto
„Hoffnung und Zerstörung“ betrachtet. Ausgehend von einer schmerzvollen Hyperinflation bahnt sich Österreich seinen Weg in die Diktatur. Die Zwischenkriegszeit
wird durch Fotografien von Albert Hilscher und Lothar Rübelt, die berühmtesten
Pressefotografen ihrer Zeit, anschaulich gemacht. So bietet Rübelts Foto am 15. Juli
1927, dem Tag des Justizplatzbrandes, einen eindrucksvollen Einblick in die gesellschaftlichen und politischen Dynamiken der damaligen Jahre. Ein ausgestelltes Glasnegativ stellt mit einer Abbildung der am 4. März abgehaltenen Sitzung des Nationalrats das von Engelbert Dollfuß beschlossene verhängnisvolle Ende der parlamentarischen Demokratie dar. Ein zentrales Thema der Ausstellung ist die Darstellung der
beiden Diktaturen zwischen 1935 und
1944. Fotografien und Propagandamaterialien zeigen die Bildinszenierungen und
Maßnahmen der autoritären Regime unter
Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg
sowie die nationalsozialistische Herrschaft
nach dem „Anschluss“ 1938. Die Gleichschaltung der Medien, die Rolle der „Vaterländischen Front“ und die Darstellung
des nationalsozialistischen Terrors werden
durch Originaldokumente und Fotografien
veranschaulicht.
Der Wiederaufbau nach 1945 und die Entwicklung der Zweiten Republik werden
durch Bilder des politischen Neubeginns,
16
Designer_in unbekannt, Plakat gegen Fremdenfeindlichkeit, 1972
(© Österreichische Nationalbibliothek)
Wien Magazin