WienMagazin März/April 2025 - Flipbook - Seite 12
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LEONARDO UND DÜRER AUF FARBIGEM
RENAISSANCE IN DER ALBERTINA
Die Schau „Leonardo – Dürer. Meisterzeichnungen der Renaissance auf farbigem
Grund“ ist die weltweit erste, die sich umfassend dieser speziellen Zeichenkunst
und besonderem Medium widmet. Besucher_innen erwartet die bisher größte Präsentation von Leonardo da Vinci-Zeichnungen im deutschsprachigen Raum, kombiniert mit ebenso hochkarätigen Blättern von Albrecht Dürer. Für Kunst- und
Kulturliebhaber_innen ist diese Ausstellung ein Muss, denn sie bietet die einmalige Gelegenheit, Zeichnungen der beiden Genies der Renaissance – teils Leihgaben
aus Windsor, dem Louvre oder dem British Museum – nebeneinander zu erleben.
So wird die Entwicklung einer bahnbrechenden Technik sichtbar, welche die Kunstwelt der Renaissance revolutionierte.
Kuratiert wird die Ausstellung von den Zeichenkunst-Experten Achim Gnann und
Christof Metzger. Insgesamt sind rund 150 Werke ausgestellt – etwa 26 Zeichnungen
von Leonardo da Vinci und ebenso viele von Albrecht Dürer, ergänzt durch Meisterblätter von Raffael, Tizian, Albrecht Altdorfer, Hans Baldung Grien, Hans Holbein
d.Ä. Etwa zwei Drittel der Werke stammen aus der eigenen weltberühmten Grafiksammlung der Albertina, weitere Zeichnungen sind bedeutende Leihgaben internationaler Museen (u.a. Royal Collection Windsor, Louvre, Uffzien). Das Besondere am
Konzept: Erstmals wird die Entwicklung des Zeichnens auf farbigem Papier in Italien
und Nordeuropa gemeinsam betrachtet. So werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie Wirkung dieser Kunstform sichtbar – ein neuer, spannender Blickwinkel,
der die Ausstellung zur ersten ihrer Art macht.
Leonardo da Vinci ist mit gleich 26 Zeichnungen vertreten. Darunter befindet sich
die „Halbfigur eines Apostels“, ein eindringliches Porträtstudienblatt auf blauem
Papier aus den 1490er-Jahren. Die Zeichnung zeigt den kraftvollen Kopf und Torso
eines bärtigen Mannes mit intensiver Miene – vermutlich eine Entwurfsarbeit für
Leonardo da Vincis Wandgemälde Das letzte Abendmahl, in dem die Apostelfiguren
vorkommen. Dank der blauen Papierradierung wirken Licht und Schatten hier besonders plastisch: Leonardos feine Linien in Metallstift und Tinte definieren die
Schattenpartien, während aufgelegte helle Akzente das Gesicht nahezu lebendig
erscheinen lassen. Dieses Meisterwerk veranschaulicht Leonardos Virtuosität: Er
nutzte das farbige Papier als neutralen Grundton und arbeitete von dort aus in die
Dunkelheit und Helligkeit hinein. Neben dem Apostelblatt präsentiert die Albertina
weitere Highlights Leonardos, etwa den dynamischen „Stehenden männlichen Akt“
(um 1503–1506) auf rötlichem Papier.
Albrecht Dürers Zeichnungen stehen denjenigen Leonardos in nichts nach. Dürers
„Betende Hände“ (1508) sind sicherlich das Highlight der Ausstellung – ein Werk,
das viele Besucher_innen vielleicht aus Schulbüchern oder Postkarten kennen. Das
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